Ein Tag in Tokio


Unser letzter Tag in Japan beginnt mit einem Frühstück im Hotel. Am Abend zuvor wurden wir vom hoteleigenen Bus am Flughafenterminal abgeholt. Das ist in Japan alles sehr gut organisiert. Das Hotel liegt in der Nähe des Flughafens, ist gepflegt, ziemlich groß und gut ausgebucht; wie fast überall in Japan sind es überwiegend chinesische Touristen. 

Mit der Bahn kommt man am schnellsten vom Flughafen Narita ins Zentrum von Tokio.  Wir fahren zunächst zum Hauptbahnhof. Es klappt heute sehr viel besser, sich durch das ungeheure Gewusel zum Ausgang zu kämpfen, dieses Mal zum Südausgang. Hier stehen noch die alten Eingangshallen aus dem späten 19. Jahrhundert. Zwischen all den Hochhäusern wirkt die Fassade wie eine Theaterkulisse. Unser Ziel ist der Kaiserpalast. Zunächst geht es zwischen Hochhäusern hindurch entlang einer breiten Straße, die schließlich zu einer breiten Brücke führt. Sie spannt sich über den wassergefüllten Schlossgraben. Und schon sind wir im Kokyogaien, dem Nationalpark mitten im Tokio. Hier stehen auf satt-grünem Rasen hunderte von sorgfältig gepflegten Kiefern, eine schöner als die andere. Zu den Hochhäusern hin sieht man kleine Wäldchen mit etwas höheren Bäumen. Hochhäuser aus Glas und Stahl hinter den zeitlosen Nadelbäumen des Parks ist ein ungewöhnlicher Anblick. Für mich ist es auch ein Sinnbild des heutigen Japan, das erfolgreich versucht, Tradition und Moderne zu vereinen

Der ganze Schlossbezirk, Chyoda genannt, ist von einem Wassergraben umgeben und durch eine Festungsmauer geschützt. Es gibt einen großen Palast mit  repräsentativen Versammlungsräumen, diverse Behörden und schließlich den eigentlichen Kaiserpalast auf einem Hügel im Norden des dicht bewaldeten Areals. Es gibt Führungen im Schlossbezirk, aber wir wollen die Nijubashi, die Doppelbrücke sehen. Die vordere überspannt den Schlossgraben mit zwei halbrunden Bögen. Sie wird auch die Brillenbrücke genannt. Die kleine Brücke dahinter liegt etwas höher und ist aus Eisen. Über den Brücken sieht man einen Teil des Kaiserpalastes. Wir machen Erinnerungsfotos und gehen zurück in Richtung Bahnhof, denn wir haben noch eine Verabredung. Unser Weg führt wieder durch das Bankenviertel Marunouchi, wo wir in einem französischen Café – einen Kaffee genießen. Zwischen Bankhochhäusern, Einkaufstempeln und Versicherungspalästen ist hier ein winziger Park mit Bänken und Skulpturen angelegt; viele der „Salariman“ – japanisch für Angestellter – und ihren weiblichen Pendants machen hier ihre Mittagspause.

Um 13.30 Uhr treffen wir eine Großnichte Masaes und ihren Verlobten im Stadtteil Akihabara. Beide studieren in Tokio. Sobald wir den Bahnhof von Akihabara verlassen, fällt unser Blick auf die grellen Leuchtreklamen ringsum. Akihabara wird auch Electronic Town genannt. In den Straßen reihen sich dicht an dicht Geschäfte für Unterhaltungselektronik, Computerspiele und spezielle Cafés. Zwischen die Passanten und Käufer mischen sich als Dienstmädchen kostümierte junge Frauen, so genannten „Meido“. Sie verteilen Informationen über die Cosplay-Cafés in denen sie arbeiten. Sie sprechen mit hohen, kindhaften Stimmen, neigen den Kopf zur Seite und machen ein niedliches Gesicht. Mit ihren kurzen Röcken, Strümpfen bis über die Knie und dem ganzen zuckrigen Gehabe verstrahlten Sie eine merkwürdige Erotik, die sich an der Grenze zum Jugendschutz bewegt.

Zusammen mit Akari und ihrem Verlobten essen wir zünftig japanisch zu Mittag und unterhalten uns über die Zukunftspläne der jungen Leute. Danach machen wir uns auf die Suche nach einem bestimmten Objektiv für meine Kamera. Bald werden wir fündig und ich bin nach kurzer Zeit stolzer Besitzer eines 30 mm Makroobjektivs, zu einem äußerst günstigen Preis. Ja, ich wäre gerne noch länger geblieben, hätte vielleicht das eine oder andere Teil noch gekauft, aber für diesmal lasse ich es gut sein.
Wir verabschieden uns und laden die beiden ein, uns in Deutschland zu besuchen.
Und dann geht es zurück zum Hotel. Die letzten Vorbereitungen für die Rückreise stehen an.

Die Südseite des Hauptbahnhofs Tokio
 
Der Schlossgraben


Der Nationalpark

 
Die Doppelbrücke mit dem Kaiserpalast


Die zweite Brücke

 
Japanische Kontraste


Panorama des Bankenviertels Marunouchi

 
In Marunouchi

 
Straßenszene in Akihabara


Straßenszene in Akihabara

Eine "Meido" lädt in ihr Café ein

Straßenszene in Akihabara










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