Die Chureito Pagode in Fujiyoshida

Ein Ort, den man gesehen haben sollte,  wenn man hier Urlaub macht, ist die Chureito Pagode. Mit ihren fünf elegant geschwungenen Dächern und dem rot-weißen Fachwerk ist sie eines der regionalen Wahrzeichen. Steht man hinter der Pagode und schaut nach Süden, hat man einen malerischen Blick. Eingerahmt zwischen Kiefern auf der linken und der Pagode auf der rechten Seite erhebt sich der schneebekrönte Fujiyama. Es ist natürlich ein rechtes Postkartenmotiv, das  – wie viele schöne Plätze in der Präfektur Yamanashi – darunter leidet, dass es gewissermaßen totfotografiert wurde.

Doch vor die Aussicht haben die Erbauer der Pagode den Aufstieg gestellt. Etwa vierhundert Stufen führen hinauf. Vierhundert Stufen aus hellem Granit, etwa drei Meter breit. Jede Stufe besteht aus zehn Granitriegeln, je fünf in zwei Reihen, versetzt mit 50% Überlappung, jeder Riegel sorgsam von Hand behauen, man sieht jeden Meißelschlag. 

Die Treppe hat genügend Zwischenpodeste, wo man kurz verschnaufen kann. Der jeweilige Blick zurück  zeigt den Fuji in immer neuen Umrahmungen, meist mit Blütenzweigen. Japanische Gärtner haben eine Vielzahl von Zierkirschen gezüchtet und damit die Kirschblütensaison bis in den späten Mai hinein verlängert.  

Schließlich haben wir das Ende der Treppe erreicht. Vor uns erhebt sich die Pagode mit den anmutig geschwungenen Dächern in den blauen Himmel. Das Ziel ist damit aber noch nicht ganz erreicht. Nach ein paar Bildern geht es noch ein Stückchen weiter bergan bis zur Plattform hinter der Pagode. Stative sind verboten. Eine sinnvolle Regelung bei dem Gedränge. 

Der Hang hinter der Plattform soll nicht betreten werden, wegen Rutschgefahr. So wie er aussieht, wird das Verbot nicht immer eingehalten. Mit meinen tüchtigen Wanderschuhen ist er kein Problem. Touristen mit modischen Sneakers aber scheitern. Überhaupt hat sich der Kauf dieser Wanderstiefel als gute Entscheidung hearusgestellt​. Bei den zum Teil längeren und steilen Wegen komme ich hervorragend voran. Sehr zum Leidwesen Masaes, die solche Touren nicht so mag.

Das Licht hier ist leider nicht optimal. Man fotografiert gegen die Sonne. Gutes Licht gibt es nur zum Sonnenaufgang. HDR-Reihen ohne Stativ, eher nicht. Das bedeutet Arbeit mit Lightroom. Dennoch – der Ausblick ist schlicht ergreifend. 

Japans Schönheit hat mein Herz mit Leichtigkeit erobert. Denn ich leide unter der gleichen Krankheit wie Ingeborg Bachmann, die verletzlich war durch die Augen.
Bei so viel Schönem ist jemand wie ich, dem oft schon ein Grashalm genügt, um in Begeisterung auszubrechen, ziemlich überfordert. Wohin schauen? Und – die schrecklichste aller Fragen –was weglassen, plagen mich sehr. Und so sind es nicht nur die "großen" Bilder, die ich mitnehmen, sondern auch viele kleine: Unbekannte Moose, Flechten und Farne an regennasser Baumrinde, winzige Blumen in den Mauerritzen der alten  Festungen, eine abgestreifte Schlangenhaut im Tempelgarten.

Hier, jenseits der Absperrung, komme ich mit einem anderen "langnasigen" Reisenden ins Gespräch. Wir sind von den entgegengesetzten Enden der Erde aus gestartet, um uns hier zu treffen. John kam mit seiner Frau aus Australien. Seine Anreise war allerdings deutlich kürzer. Wir werden uns in den kommenden Tagen noch drei Mal begegnen.

Von etwas weiter unten hat man ein schönes Panorama über die Stadt Fujiyoshida mit dem alles überstrahlenden Berg als Hintergrund. Während ich mit Stativ und Kamera hantieren, spicht uns eine Japanerin an. Sie lädt uns zu einer spontanen Teezeremonie ein. Wir trinken Matcha und lutschen dazu hübsch geformte Zuckerstückchen. Wir sprechen über die Schönheit Japans im Allgemeinen und die von Yamanashi im Besonderen. Das heißt, Masae spricht, mein Japanisch kann man den Hasen geben.

Unsere Gastgeberin freut sich zu hören, dass wir aus Deutschland kommen, sie wünscht sich mehr Gäste aus Europa für die Region. Sie lädt uns ein, mit hoch zur 5. Bergstation am Fuji zu kommen, eine Stunde mit ihrem Auto, sagt sie. Leider haben wir schon andere Pläne.

Die ersten der über 300 Stufen
Blick zurück durchs Eingangstor zum Fujiyama
Shintoistische Tempelglocke
Die berühmte Pagode von Chureito
Pagode und Fujiyama




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