Wir wollen eine kleine Runde um den See drehen. Ja, sagt einer der älteren Männer von einem Bootsverleih, es sei einfach. Man geht immer der Promenade entlang bis zur Brücke und dann sei man wieder in der Stadt Kawaguchiko. Man könnte auch die Runde ganz um den See machen, aber, sagt er nach einem kurzen Blick auf uns, für Leute unseres Alters sei die kurze Runde schon genug.
Die östliche Bucht des Kawaguchisees formt einen Dreiviertelkreis von etwas mehr als einem Kilometer Durchmesser. Wir lassen die Stadt hinter uns, den See zur Linken und die Berge zur Rechten. Kirschbäume säumen den Weg rechts, links wächst teilweise Schilf. Jetzt sind nur die welken Überreste des Vorjahres zu sehen und darin immer wieder alte Ruderboote aus Glasfaser, gelbe zumeist, aber auch blaue, immer mehrere nebeneinander, kieloben und seit Jahren unbenutzt.
Während wir parallel zum Strand gehen, schiebt sich hinter uns langsam der Berg Fuji ins Blickfeld. Wir bleiben immer wieder stehen, drehen uns um und betrachten den schönen Vulkan, der hinter einer Hügelkette über der Bucht von Kawaguchi trohnt. Er wird uns von nun an ein ständiger Begleiter auf unserer kurzen Wanderung sein.
Auf dieser, der nördlichen Seite der Bucht stehen einige schöne, große Hotels. Davor parken Autos der gehobenen Kategorie. Die Gäste, die für ein Selfie über die Straße zum Strand kommen, sind von der Aura des Luxus umgeben. Sie haben für Ihren Aufenthalt Zimmer mit einer der schönsten Aussichten Japans gemietet.
Ein Ausläufer des Shimoyama ragt in den See und markiert das Ende der Bucht. Wir erklimmen den baumbestanden Rücken einer Felsennase an seiner Spitze. Ein kleiner Tempel empfängt uns oben. Es ist einer der unzähligen Orte voller Schönheit und Zauber, die uns so oft in Japan überraschen.
Wir sind nun an der modernen Betonbrücke angekommen. Sie überspannt die östliche Bucht von Kawaguchi an ihrer schmaleren Stelle von Südwesten nach Nordosten. Wie nahezu überall am See stehen auch hier Sportangler und ziehen ihre Blinker, Wobbler und Spinner durch das klare Wasser um Forellen und Barsche zu fangen.
Wir gehen auf der Brücke dem Berg Fuji entgegen. Wir sind weder zu Land noch auf dem Wasser unterwegs, wie Eulenspiegel es einst beschrieb. Die Aussicht ist unglaublich schön. Vor uns liegt die silberne Fläche des Sees. Vom gegenüber liegenden Strand steigt das Land zunächst sanft und dann immer steiler zum schneebedeckten Gipfel an. Der Himmel ist nahezu wolkenlos. Doch der Wind ist frisch geworden.
Nachdem wir die Brücke überquert haben, ist eine Pause angesagt. Wenn man in Japan in urbanem Gebiet unterwegs ist, findet man rasch eine Möglichkeit, gut und günstig zu essen. Es gibt zum Beispiel spezielle Restaurants für unterschiedliche Nudelsuppen. Man kann zwischen dicken Nudeln (Udon), Buchweizennudeln (Soba) oder einer Art leicht krauser Spaghetti (Ramen) wählen. Die Suppe wird mit allerlei lokalen Zutaten verfeinert, Gemüse, vielleicht ein paar Garnelen, ein Stückchen Fleisch oder ein pochiertes Ei. Die Brühe ist das wichtigste bei diesen Suppen, Sie ist kräftig und würzig. Oft ist Sojabohnenpaste (Miso) die Grundlage.
Wir entscheiden uns diesmal aber für Curryreis. Das ist in Japan eine Art Gulasch, mit Curry statt mit Paprika gewürzt. Dazu wird natürlich Reis serviert. Wie überall in den Gaststätten erhalten wir feuchte Tücher zum Reinigen der Hände und Gläser mit frischem, gekühltem Trinkwasser. Unser Restaurant gehört zu einem privaten Museum, in dem allerlei "Lifestyle", meist aus Europa, ausgestellt wird. Einige der Exponate, wie italienische Gartenputti etwa, kann man praktischerweise im Museumsshop kaufen.
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