Wir machen uns früh auf den Weg. Wir wollen mit der Seilbahn auf den Katchi-Katchi-Berg, bevor es voll wird. Wir sind nicht die ersten. Die Gondel fasst etwa dreißig Passagiere. Von 800 Metern geht es hinauf auf ca. 1300. Rings um uns schnattern aufgeregte Schüler, chinesische Touristen unterhalten sich in ihrer nasal klingenden Sprache. Viele jüngere Passagiere aber sind ganz in ihre Mobiltelefone vertieft. Der Name des Berges – Katchi-Katchi – ahmt lautmalerisch das Geräusch eines brennenden Feuer nach.
Es gibt eine Sage um diesen Berg. Dass hier nämlich ein Marderhund
(japanisch Tanuki) sein Unwesen getrieben haben soll. Er tötete die Frau
eines Bauern, nahm ihre Gestalt an und kochte dem Bauern seine Frau als
Suppe. Es ist eine schlimme Geschichte. Ein mit dem Bauern befreundeter
Hase rächt den Tod der Bäuerin. Er peinigt den Marderhund und sorgt
schließlich dafür, dass dieser bei einem Ruderboot-Duell den Tod im See
findet. Nun ja, die Märchen, die die Gebrüder Grimm aufgeschrieben haben
sind teilweise auch nicht sehr nett.
Die Gondel setzt sich in Bewegung. Das Seeufer und die Stadt versinken unter uns. Die Fläche des Sees breitet sich aus und hinter den nahen Bergketten tauchen immer weitere auf, bis am westlichen Horizont, weit hinter dem silberblauenen See, die schneebedeckten Gipfel der Japanischen Südalpen aufleuchten. Wir sind oben angekommen. Es geht noch einen sehr stark begangen Fußweg hinauf und dann haben wir das Ziel erreicht.
Es gibt hier oben mehrere Aussichtspunkte, und so kann man den Fuji, je nachdem wo man steht, mit Kirschblüten oder Kiefernzweigen einrahmen oder gewissermaßen "pur" genießen. Wir haben wirklich Glück mit dem Wetter, die Sonne scheint und es ist kaum diesig. Und wir sind nicht allein auf dem Katchi-Katchi-Yama. Die schöne Aussicht zieht viele Reisende an. Und alle wollen den Ausblick festhalten und möglichst auch mit dem eigenen Konterfei. Eine chinesische Touristin hält ihr Smartphone auf Armlänge vor sich und spricht ziemlich laut, während sie am Geländer der Aussichtsplattform entlang geht. Zuerst denke ich, sie filmt. Doch dann antwortet jemand durch den Lautsprecher ihres Handys. Ach, wenn wir WhatsApp nicht hätten!
Wir gehen weiter hinauf, zu anderen Aussichtspunkten. Am Weg unter den Bäumen blühen wieder die wilden Azaleen und viele unbekannte Schönheiten. Ein winziger hellblauer Enzian ist dabei und eine japanische Akelei. Am höchsten Punkt des Berges stehen mächtige Tannen und Kiefern. Die Bewohner von Kawaguchi haben an dieser Stelle eine Gedenkstätte errichtet. Sie beten und opfern hier für den Schutz der Holzfäller, die in den Wäldern am Fuße des heiligen Berges Zypressen und Kiefern fällen.
Auch von diesem Platz hat man einen grandiosen Blick auf den Fuji, weiß und erhaben steht er hinter den schwarzen Stämmen der nahen Nadelbäume.
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