Pause in Kusatzu
Setzling vor dem Reisfeld |
Bauerndorf
Wir fahren mit dem örtlichen Bus in Richtung See und steigen aus, wo wir gerade Lust haben. So finden wir ein kleines Bauerndorf am Rande von Kusatzu.
Ortsplan |
Es ist gerade die Zeit um Reis zu pflanzen. In manchen der knöcheltief mit Wasser gefüllten Felder sieht man schon die sauberen Linien der Setzlinge. Das macht der Reisbauer von heute nicht mehr von Hand, sondern mit der Setzmaschine vom kleinen Traktor aus. Daneben sind noch unbepflanzte Felder. Die goldgrün leuchtenden Setzlinge stehen schon in schwarzen Plastikschalen bereit.
Im Dorf hängt eine große Tafel mit dem Straßenplan. Jedes Haus trägt den Namen der Familie, die darin wohnt. Es gibt einen alten Tempel, der heute allerdings schon geschlossen hat. Der ganze Ort strahlt für uns einen tiefen Frieden aus.
Botanischer Garten
Mit dem nächsten Bus fahren wir weiter. Nördlich der Stadt liegt ein botanischer Garten am See. Wunderschöne, gepflegte Außenanlagen mit Teichen und Brücken laden ein, sich glücklich zu verlieren. Immer wieder gibt der herrliche Park den Blick auf den See frei. Das Wetter ist allerdings etwas instabil. Der aufkommende Regen treibt uns in die Pflanzenschauhäuser. Zentrum der Anlage sind die Becken mit den tropischen Seerosen. Die edlen Blüten schweben wie farbige Sterne über dem stillen Wasser. Rot, pink, weiß, gelb, lila, blau - eine Pracht! Während die Regentropfen auf das Glasdach prasseln wandeln wir, ein anderes Wort wäre unpassend, wie verzaubert durch das Reich der Flora.
Brücke im Botanischen Garten von Kusatzu |
Seerose – Solitär |
Dialog über die Vergänglichkeit |
Es gibt hier auch noch eine Dauerausstellung über den Lotos, der am Ufer des Sees im Sommer große Bestände bildet. Doch wenn man die Texte dazu nicht lesen kann, macht es keinen großen Spaß.
Als wir aufbrechen, werde ich wie magisch von kleinen Pflänzchen angezogen, die in einem Teil des weitläufigen Foyers ausgestellt sind. Es sind winzige Freilandorchideen. Sie werden in schönen Gefäßen gezogen, die oft nicht größer als eine Kaffeetasse sind. Der nächste Bus muss ohne uns fahren!
Oh wie sehr ich nun bedauere, dass ich das Stativ nicht mitgenommen habe! Und wie ärgerlich der gebrochene Kameramonitor ist! Mühsam, in halbgebückter Haltung, mache ich meine Makroaufnahmen. Die Orchideen, alle von der gleichen Art, unterscheiden sich in Farbe und Wuchs. Unglaublich schön sind sie alle.
Die Ausstellung ist gleichzeitig ein Wettbewerb, einige der schönsten Exponate sind prämiert. Die Jury und viele der Teilnehmer sind noch anwesend. Es sind überwiegend ältere Leute, in Orchideenvereinen organisiert. Es ist wie in Deutschland - die jungen Menschen habe keine Zeit und kein Interesse für solche Dinge. Ob sich das ändert, wenn sie älter werden? Oder findet in 30 Jahren die Freizeit nur noch in kommerzialisierter Form oder vielleicht gar nur noch virtuell statt?
Miniorchidee |
Fachkundiges Publikum |
Man kann sie auch kaufen... |
Wandertag
Angler auf dem Biwasee |
Im Schatten der Bäume |
Angler am See |
Am folgenden Tag wollen wir eine kleine Insel besuchen, die dicht vor der Stadt im Biwasee liegt. Der Bus bringt uns zu einem gigantischen Einkaufszentrum. Eine gute Gelegenheit für eine Tasse Kaffee. Und vielleicht finde ich hier eine Möglichkeit, mobiles Internet zu bekommen. Richtig, es gibt eine Filiale meines japanischen Telefonanbieters. 15 Minuten später bin ich dauerhaft online. Nein, schreibt mir die mysteriöse Vermieterin Yumi zurück, leider kein WiFi im Apartment, so sorry.
Wir umwandern die kleine Insel im Uhrzeigersinn. Auf dem bewegten See sind viele Sportangler in Booten unterwegs. Es ist noch immer "Golden Week", die Leute haben Urlaub. Es wird allmählich Mittag, der kleine Hunger meldet sich. Es wird hier sicherlich ein Restaurant geben. Eine halbe Stunde später droht er kleine Hunger damit, seinen großen Bruder zu rufen, wenn er nicht bald etwas zu essen kriegt. Da vorne sind eine Menge Leute, und der frische Wind trägt den Duft von Gebratenem zu uns herüber. Es ist ein Grillplatz. Man muss sich sein Essen schon selber mitbringen. Eine Lautsprecherstimmer ruft melodisch: "Kakigooori, Warabimochi" Ein Kleinstlaster fährt langsam vor. Kakigori sind Eisspäne mit buntem Sirup begossen. Masae kennt und liebt das seit Kindertagen. Warabimochi sind eine Art süßer durchsichtiger Klößchen, die man mit gemahlenem Sesam isst. Wir sind gerettet.
Kakigoori und Warabimochi |
Der Wagen des Eismanns hält auf dem Parkplatz. Sofort bildet sich eine Traube von Müttern mit Kindern um das Heck des kleinen Fahrzeugs. Der Eisverkäufer, ein schlanker älterer Herr mit Lachfältchen im sympathischen Gesicht, hat einen absolut klaren Block Wassereis auf eine rotierende Scheibe geschnallt. Mit einer Hand dreht er die Kurbel, die die Scheibe in Bewegung hält. Mit der anderen hält er einen Pappbecher unter die Scheibe und fängt geschickt die feinen Eisspäne auf, die ein Messer vom Block hobelt. Rasch ist der Becher gefüllt. Der Eisverkäufer formt das Eis mit einer Hand, die in einem Latexthandschuh steckt zu einem hohen Turm, lässt nochmals eine Ladung Späne darauffliegen, formt ein letztes Mal mit der Hand nach und gießt dann, je nach Wunsch, blauen, roten oder gelben Sirup darüber, bis der Turm von Eisspänen die gleiche Farbe wie der Sirup hat. Dann wird der Becher mit dem bunten Eisberg von einem wartenden Kind mit leuchtenden Augen in Empfang genommen.
Ich will auch Kakigori probieren, gelb bitte! Der Geschmack? Ich zitiere meinen vierjährigen Neffen, dem seine Großmutter ein Omelett mit bunten Gemüsewürfeln zubereitet hatte: "Mehr schön als lecker". Masae nimmt eine Portion Warabimochi. Sieht ein wenig aus wie sehr großer Froschlaich ohne die schwarzen Punkte in der Mitte. Ich weiß zwar nicht, wie Froschlaich schmeckt, aber das Klößchen, das ich versuche, ist hervorragend. Noch eines bitte!
Ich will auch Kakigori probieren, gelb bitte! Der Geschmack? Ich zitiere meinen vierjährigen Neffen, dem seine Großmutter ein Omelett mit bunten Gemüsewürfeln zubereitet hatte: "Mehr schön als lecker". Masae nimmt eine Portion Warabimochi. Sieht ein wenig aus wie sehr großer Froschlaich ohne die schwarzen Punkte in der Mitte. Ich weiß zwar nicht, wie Froschlaich schmeckt, aber das Klößchen, das ich versuche, ist hervorragend. Noch eines bitte!
Gestärkt wandern wir weiter. Wir kommen an einem Kinderparadies vorbei. Viele Familien nutzen das herrliche Wetter und sind mit den Kindern gekommen. Es gibt hier Schaukeln, Rutschbahnen, Klettergerüste und vieles mehr, aber keinen zweiten Ausgang... Also müssen wir wieder ein Stück zurück zum Seeufer und dann vor zur Brücke, über die wir gekommen sind. Am Shopping-Center steigen wir wieder in den Bus. Wir kaufen im Supermarkt nahe unseres Apartments ein und haben Abendessen zu Hause. Angesichts der hiesigen Preise für Lebensmittel, besonders für Obst und Gemüse, ist das nicht unbedingt günstiger als auswärts zu essen.
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